Zwang

Die Bilder verfolgten ihn. Sie waren wie aus einem schlechten Film, den er sich nicht bewusst ausgesucht hatte, sondern in den er unversehens hineingeraten war. Wenn er an einem Kinderwagen vorbeiging, so sah er sich selbst das Kind aus dem Wagen zerren und auf dem Boden zertrampeln. Wenn er an einer schönen Frau vorbei ging, so sah er sich ihr die Kleider vom Leib reißen und sie vergewaltigen. War er mit seiner Familie zusammen, so fürchtete er sich davor, er könne plötzlich ein Messer nehmen und jemanden erstechen. War er allein zuhause, so sah er sich die Gardinen anstecken. War er im Urlaub, so fürchtete er eine Stimme Gottes zu hören, die zu ihm sagte: „Brich heute auf, gehe weg von hier, ohne Hab und Gut und verlasse dich ab heute nur noch auf mich.“ Es war eine Qual. Je mehr er die grausamen Bilder und Gedanken zu unterdrücken versuchte, desto mehr bedrängten sie ihn. Schließlich sagte er zu sich im Zorn: „Du Dummkopf hast es doch nicht anders verdient.“ Und er begann es sich in allen Einzelheiten möglichst ausführlich auszumalen: Wie er ein Kind zertrampelte. Wie er eine Frau vergewaltigte. Wie er seine Familie erstach. Wie er sein Elternhaus anzündete. Wie er sich ohne Besitz auf eine weite Reise machte. An diesem Tag verloren die Bilder ihre Kraft. Sie wurden blasser und blasser und blasser. Die Reste des alten Zwangs zeigten sich nur noch selten und schwach. Wenn sie kamen, wusste er, wie er sie begrüßte. (Nach: Der Grashalm in der Wüste, 75.)

Die authentische Fallgeschichte verwende ich als Beispiel, um Klienten zu illustrieren, wie sie Zwangsgedanken überwinden können.

Die spanischen Eroberer

Hundert Jahre hatten sie gebraucht. Dann waren sie in Gibraltar angekommen. Die Reconquistada war beendet. Als die Spanier die ganze iberische Halbinsel von den Mauren zurückerobert hatten, fragte einer in die Runde: „Was machen wir jetzt?“ Ehrlich gesagt, hatte sich keiner diese Frage je gestellt. Sie hatten nur immer gekämpft. Und weil niemand eine Antwort wusste, eroberten sie Amerika.

Bei sexueller Belästigung…

Eben rief mich eine frühere Kollegin an und bat mich um Rat. Die Haushaltshilfe einer Bekannten werde regelmäßig von einem Nachbarn sexuell belästigt, indem er sich ihr auf der Terrasse in exhibitionistischer Weise zeige. Bei anderen Gelegenheiten mache er anzügliche Bemerkungen zu ihrer Figur, Wäsche, usw. Natürlich ziehen sie ein polizeiliches Vorgehen in Betracht, versprechen sich davon aber wenig Hilfe. Was man da noch machen könne… Weiterlesen

Realmetaphern: Kühlschränke und Jericho-Rosen

Heute habe ich eine Anfrage zum Thema Sexualtherapie bekommen. Diese Frau hatte es beeindruckt, dass Erickson „einer Frau zum Orgasmus verhalf, indem er sie einen Kühlschrank abtauen ließ“.

Klienten, die in ihrem Leben eine Wende zu vollziehen hatten, schickte Erickson auf einen nahen Berg, den Squaw Peak, sie sollten sich dort den Sonnenaufgang anschauen. Einen chronischen Alkoholiker schickte er in den Botanischen Garten von Phoenix, Arizona, er solle sich dort „Pflanzen anschauen, die 50 Jahre ohne Wasser auskommen“. Zehn Jahre hörte er nichts mehr von dem Mann; dann rief dessen Tochter an, sie wolle gerne einmal denjenigen kennenlernen, der ihren Vater vom Alkohol befreit habe, indem er ihn Kakteen-gucken geschickt habe.

Ich habe diese Methodik ausprobiert; sie braucht natürlich einen Klienten, der tatsächlich trocken werden will und der bereit ist, etwas dafür zu tun. Ich habe dem Klienten zum Abschied eine vertrocknete Pflanze in die Hand gedrückt und ihm gesagt: Weiterlesen

Beim ersten Furz

Meine Mutter, seit vielen Jahren glücklich verheiratet, redete gestern über Verliebtheit als Grundlage einer Partnerschaft. Sie sagte: „Beim ersten Furz ist das vorbei“. Doch hat auch sie einmal überglücklich angefangen. Die Verliebtheit ist gegangen, der Alltag ist geblieben – und etwas, was die einen Gewohnheit, die anderen Liebe nennen.

Lesenswert: Das Hohelied Salomos

„Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist köstlicher als Wein.“ So beginnt das Hohelied Salomos.

Unter Beratungsgesichtspunkten eignet es sich für die Sexualtherapie, für die Paartherapie und für die Arbeit mit Singles auf Partnersuche. Nützlich könnte das Buch auch sein in der Therapie mit sexuellen Gewalttätern sowie in der Arbeit mit Opfern sexueller Gewalt. Das Ganze ist ziemlich erotisch… Und die Dinge, die da beschrieben sind, werden auf eine so sensible Art in Bilder gebracht – wunderbar!

Siehe, meine Freundin, du bist schön! Siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen hinter deinem Schleier. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die herabsteigen vom Gebirge Gilead. Deine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe, die aus der Schwemme kommen; alle haben sie Zwillinge, und keines unter ihnen ist unfruchtbar. Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur, und dein Mund ist lieblich. Deine Schläfen sind hinter deinem Schleier wie eine Scheibe vom Granatapfel. Dein Hals ist wie der Turm Davids, mit Brustwehr gebaut, an der tausend Schilde hangen, lauter Schilde der Starken. Deine beiden Brüste sind wie junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden. Bis der Tag kühl wird und die Schatten schwinden, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel. Du bist wunderbar schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir. (Hsld 4,1-7)

Das Hohelied Salomos steht im Alten Testament der Bibel, kurz nach den Psalmen, die sich bei den meisten Bibelausgaben exakt in der Mitte befinden. Lesen sollte man dieses Buch in einer Übersetzung nach Martin Luther, weil diese anerkanntermaßen die einzige ist, die literarisch wertvoll ist und die Poesie des Hohenliedes entfaltet.

Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, ohne Apokryphen, neue Rechtschreibung, schwarz (Nr.1101)
Stuttgart (Deutsche Bibelgesellschaft) 1984

Ein Beitrag zur Verkehrssicherheit

Ein Beitrag zur Verkehrssicherheit

Gestern bin ich mit zwei Freundinnen bei Kaffee und Kuchen zusammen gesessen. Eine der beiden hat erzählt:

Vor ein paar Tagen habe ich meinen Bruder mit dem Auto abgeholt. Auf dem Hinweg ist mir ein Entenpaar über die Straße gewatschelt. Und ich hab beim Weiterfahren gedacht: Hoffentlich passiert denen nichts. Auf dem Rückweg habe ich geguckt, ob ich sie wieder sehe. Da waren sie: Sie sind den Bürgersteig entlanggewatschelt. Dann kam der Zebrastreifen. Genau am Zebrastreifen haben sie die Straße überquert. Ich habe angehalten und sie die Straße überqueren lassen. Auf der Gegenseite kam ein Auto. Weiterlesen