Was macht der Schiffbrüchige an Land?
Archiv der Kategorie: Suggestive Geschichten
Der Feldherr und der Prophet
Mit einem befreundeten Arzt habe ich mich über Kurzzeittherapie unterhalten. Viele Menschen haben Jahre alte chronische Probleme – körperliche Krankheiten, psychische Störungen, soziale Schwierigkeiten. Manchmal gibt es Möglichkeiten, solche Leiden innerhalb von Stunden oder Tagen ganz aufzulösen – unabhängig davon, wie alt und leidvoll das Problem bereits ist. Nun werden viele Leute dem Therapeuten kein Vertrauen schenken, wenn er ihnen eine einfach klingende Lösung nennt. Und wenn sie die Lösung ausprobieren und sie schnell wirkt, dann werden sie die Gründe oft woanders suchen als in der Therapie. Der Freund erzählte mir dazu eine Geschichte, die vor 1500 Jahren aufgeschrieben wurde.
Damals war der Feldherr Naaman an Lepra erkrankt. Eine ansteckende und unheilbare Krankheit, die seinen baldigen Ausschluss aus der Gesellschaft zur Folge haben würde. Eine Magd erwähnte, dass der Prophet Elisa im Lande Juda durch seine göttliche Kraft solche Krankheiten heilen könnte. Und der Feldherr machte sich auf den Weg. Weiterlesen
Flucht aus Sodom
Als in der Bibel die Städte Sodom und Gomorra durch einen Regen von Feuer und Schwefel (also wohl durch einen Vulkanausbruch) vernichtet wird, gelingt Lot und seiner Frau durch Gottes Hilfe die Flucht. Es wird geschildert (Genesis 19, 24-26):
Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war. Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.
Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass diese Beschreibung einer posttraumatischen Belastungsstörung entspricht: Aus der Position, bereits gerettet zu sein, blickt ein Mensch zurück auf die Katastrophe, erstarrt in deren Anblick und wird (zumindest für eine Weile) gefühllos, handlungsunfähig, unlebendig.
Die Geschichte ist nützlich, um Weiterlesen
Eine Frage der Einstellung
Heute bekam ich eine E-Mail mit einer Geschichte, die die Technik oder Haltung des Reframing illustriert. Reframing ist eine Methode aus der Systemischen Beratung und Hypnotherapie. Etwas zu reframen bedeutet, einen neuen Blickwinkel einzunehmen, unter dem man Probleme probeweise – und vielleicht dann auf Dauer – als Lösungen betrachtet:
Es war einmal eine Frau, die wachte eines Morgens auf, schaute in den Spiegel und bemerkte, dass sie nur drei Haare auf dem Kopf hatte. „Na“, sagte sie, „ich glaube, ich flechte mir heute einen Zopf“. Das tat sie und hatte einen wunderschönen Tag.
Am nächsten Tag wachte sie auf, Weiterlesen
Der Himmel auf Erden
Ein Märchen für Perfektionisten, und für Menschen auf der Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit, Güte, Wahrhaftigkeit…
Ein Mann und eine Frau saßen am Frühstückstisch. „Liebe Frau“, sagte der Mann, „ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Heute werde ich mich auf eine Reise begeben. Ich gehe den Himmel auf Erden suchen.“ Die Frau verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Das ist nicht dein Ernst. Das meinst du gar nicht so. Ja, bist du denn von Sinnen?“
„Ich hatte heute einen Traum, sagte der Mann. Weiterlesen
Ostereier
Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Für den Fall, dass Sie am Suchen und noch nicht am Finden sind, erlauben Sie mir, so gut ich kann, einige Hinweise zu geben.
Heuschnupfen überwinden IV
Ein paar erklärende Sätze zur gestrigen Methode.
Allergien sind somatische Phobien. Sie werden aufrechterhalten durch die Angst des Körpers vor einem an sich harmlosen Auslöser. Die Angst erzeugt Abwehrreaktionen, die Abwehrreaktionen erzeugen Stress, der Stress wird vom Körper als Beweis dafür betrachtet, dass der Auslöser wirklich schädlich sei, und so werden die Abwehrreaktionen in einem kreisförmigen Prozess immer weiter verstärkt. Tatsächlich werden Allergiesymptome oft durch Gedanken an die Allergie bzw. „Allergieauslöser“ erzeugt, durch Gespräche darüber, durch Bilder davon oder durch den Pollenflugbericht. Die zunächst psychische Angst vor den „Allergenen“ wird in einen körperlichen Befehl umgewandelt, eine große Zahl von Histaminen zu erzeugen und auszuschütten, um den vermeintlichen Angreifer abzuwehren.
Wer bei einem Menschen mit Heuschnupfen imaginativ die Methode der allmählichen Systematischen Desensibilisierung anwendet, wie sie von Verhaltenstherapeuten und (in ihrer imaginativen Form) von Hypnotherapeuten bei Phobien angewendet wird, kann damit Heuschnupfen auflösen. Das heißt, man macht einem Menschen aktuell bewusst, dass er schon beim Reden über den Heuschnupfen beginnt, sich zu kratzen, zu schniefen, zu husten und die Augen zu reiben. Dann führt man ihn mit einer Fantasiereise in einen Entspannungszustand und bittet ihn, sich in diesem angstfreien Zustand erst geringe, dann immer stärkere allergieauslösende Situationen vorzustellen – dabei aber absolut vorrangig darauf zu achten, dass er immer wunderbar entspannt und gelöst bleibt. Andernfalls soll er das Bild verlassen, in seinen gelösten Zustand zurückkehren und nur so viel „allergieauslösende“ Situation imaginieren, dass er angst- und symptomfrei bleibt. Am Ende wird eine Extremsituation tiefentspannt imaginiert. Der Gesprächspartner wird darauf aufmerksam gemacht, dass er vorher bei viel geringeren Anlässen mit Symptomen reagiert hat und sich nun bereits in einer solchen Situation wohl fühlen kann. Er erhält den Auftrag, im Alltag diese maximal entspannte Haltung anzuwenden, wenn er Pollen begegnet und darauf zu achten, wie die Reaktionen des Körpers dadurch geringer ausfallen. Dann soll er üben, auf immer größere Pollenmengen immer gelassener zu reagieren (In-Vivo-Desensibilisierung). Eine Hilfe kann es dabei sein, wenn er sich seinen alltag „irreal reframed“ (neu rahmt) und vorstellt, er sei im Skiurlaub bzw. am Meer (allergiefreie Zonen) und entspanne sich dort herrlich.
Und natürlich… für die Anwendung dieser Methoden wird keine Haftung übernommen… insbesondere gehört die Arbeit mit Allergien, die potentiell lebensbedrohlich werden könnten, nicht ins Selbstexperiment… bewusst habe ich von Heuschnupfen geschrieben.
Heuschnupfen überwinden III
Die Allergie ist eine Phobie des Körpers. Deswegen kann man sie systematisch desensibilisieren.
Stell dir vor, es ist ein Wintertag, und du befindest dich an einem kalten klaren Ort. Du atmest tief und ruhig, und du genießt diese gute Luft. Lass die Zeit fortschreiten, und lasse es Frühling werden, und nimm diesen guten Atem und diese angenehme Ruhe mit. Stell dir vor, du atmest tief und ruhig und genüsslich, denn du weißt, du bist sicher, und du bleibst es auch. Es tut gut, so entspannt und gelöst zu atmen. Stell dir vor, es ist Frühling, und du gehst mit dieser Ruhe und mit diesem guten Atem – und vielleicht wundert es dich sogar, dass das so gut geht – auf eine Wiese mit blühenden Birken. Du atmest tief und gut. Du bist frei von jeder Angst, und du genießt es. Stell dir vor, du gehst zu einer Birke, und du hast diesen wunderschönen Impuls: Du umarmst sie, und es ist gut.
Heuschnupfen überwinden II
Stell dir vor, die Histamine, die deine Allergie ausgelöst haben, sie seien in einem Glasgefäß aufbewahrt. Wie groß ist das Gefäß? Und welche Form hat es? Wie sehen die Histamine aus? Sind sie ein Pulver, eine Flüssigkeit? Sind es kleine Tiere, oder ist es ein Nebel? Wie hoch ist das Gefäß mit ihnen gefüllt? Und wie leer möchtest du es gerne haben? Du weißt, dass dein Körper diese Stoffe jederzeit nachproduzieren kann, wenn du sie brauchen solltest.
Und wenn du dieses Gefäß gerne ganz leer haben möchtest, dann trage es an einen Ort, wo du diese ablegst. Du kannst dich von ihnen verabschieden. Wenn du wirklich neue Histamine brauchst, wirst du neue erzeugen, aber wirklich nur dann. Und spüre einmal, wie gut das tut. Und merke dir die Handbewegung, mit der du das Glas ausgeleert hast. Denn wann immer du diese Handbewegung von nun an machst, und wann immer du eine ähnliche Bewegung machst, wirst du dich erinnern, bewusst oder unbewusst, wie du die Histamine losgeworden bist. Und mit jedem Mal, wenn du dich daran erinnerst, wirst du dir sagen, bewusst oder unbewusst, und wirst es immer sicherer wissen: Das Glas ist blitzblank und leer, und ich bin frei.
Interessenverschiebung
Nach einer langen Zeit im Koma kehrte mein Onkel Dennis mit einer geistigen Behinderung ins Leben der Menschen zurück. Vieles hatte er vergessen und vieles war ihm gleichgültig geworden. Oft deutete er mit dem Finger zum Himmel: „Schau, eine F-14 Tomcat Maschine! Sieh mal, ein Apache-Helicopter!“ Und er beschrieb die Triebwerkstypen, Leistung, Traglast, Cockpitausstattung, Besatzung und Bewaffnung der vorbei fliegenden Maschinen. „Er war im Koreakrieg“, sagte seine Frau. „Aber ich wusste nicht, dass etwas darüber weiß. Wir sind seit 30 Jahren verheiratet, und er hat sich nie dafür interessiert.“
Die Geschichte kann in der Beratung dazu dienen, um deutlich zu machen, dass die Menschen in unserer Umgebung verborgene Fähigkeiten haben, von der die Umgebung nichts weiß – manchmal über Jahrzehnte hinweg. Wir können nicht beurteilen, was ein anderer nicht kann bzw. nicht weiß, und wir haben nur bruchstückhafte Information darüber, was er kann und weiß. Dies gilt besonders bei der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern, mit „psychisch Kranken“ und „Behinderten“.