Schlafende Hunde

Die Geschichte „Schlafende Hunde“ habe ich zunächst für die Auflösung von Phantomschmerzen, postoperativen Schmerzen und Hypersensitivität entwickelt. Sie kann außerdem zur Aufhebung von Schmerzen in Reaktion auf traumatische Ereignisse hilfreich sein. Bei traumatisierten Patienten kann sie auch als Suggestion dafür dienen, unpassende (getriggerte) Reaktionen auf alltägliche Situationen zu identifizieren, zu würdigen und loszulassen.

Ein Einbrecher wollte in eine Villa eindringen. Doch neben dem Haus lag ein großer, gefährlicher Wachhund. Um diese Gefahr zu umgehen, warf der Einbrecher ein Fleischstück in den Garten, das er mit einem Betäubungsmittel getränkt hatte. Als der Hund in einen tiefen Schlaf gefallen war, drang er in die Villa ein und nahm alles mit, was er brauchte. Als der Einbrecher fort war, erwachte der Hund. Er roch an der Spur des Entkommenen und bellte und bellte und bellte… Dabei war der Einbrecher längst fort. Der Hausherr hörte den Hund bellen und kam zu ihm. Er lobte seine Treue und Zuverlässigkeit, redete freundlich mit ihm, begütigte ihn, bis der Hund allmählich selbst ruhiger wurde, bis der Hund immer weniger bellte, bis der Hund immer leiser bellte, bis der Hund schließlich aufhörte, zu bellen, bis er schließlich ganz still wurde und schwieg, bis der Hund schließlich einschlief. Er wusste, er war ein guter Wachhund. Jetzt konnte er ruhen.

(Stefan Hammel, Handbuch des therapeutischen Erzählens. Geschichten und Metaphern in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde, Coaching und Supervision, S. 77f.)

 

Zahnbehandlung mit Spaßeffekt

Gerade habe ich eine sehr schöne Aufzählung gefunden, wie bestimmte Zahnärzte den Kindern, die sie behandeln, die Welt der Zahnarztpraxis erklären. Die Ideen entstammen den „Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für zahnärztlichen Hypnose“.

Das rotierende Bürstchen zum Zahnreinigen ist ein „Straßenreinigungsauto mit großem runden Besen“. Karies am Zahn ist eine „schmutzige Rille in der Straße“ und der Rosenbohrer ist der „Rillenputzer“. Der Luftpuster ist „Wind“.

Die Kunststoffüllung ist „Zauberknete“, die Polymerisationslampe ist das „Licht der blauen Fee“. Die Behandlungsleuchte ist eine „Zauberlampe“, der Versiegelungskunststoff „Zauberlack“.

Der Mundspiegel ist „Frau Spiegel“, die Sonde ist „Herr Fühlhäkchen“, die Pinzette ist „Frau Greifer“. Die Zange ist der „Rabe“ und der Tupfer sein „weiches Kissen“. Das Gummituch zum Trockenlegen des Zahns ist ein „Regenmantel“.

Der Rosenbohrer ist  ein Löffelbagger oder ein Hubschrauber. Die Turbine ist ein Turbojet.

Die Watterollen sind „Kuschelkissen“, die Matrize eine „Kuchenform“

Der Anästhesiespray ist „Eiscreme“, die Spritze ein „Kitzelkügelchen“.

Der große Absauger ist der „Elefantenrüssel“, der kleine Absauger der „Babyelefantenrüssel“.

Die Säure zum Anätzen ist „Orangensaft“, die Chemikalie zum Befestigen von Kunststoff „Turbokleber“. Das Gummituch zum Trockenlegen des Zahns ist ein „Regenmantel“.

(Signer-Fischer, Gysin, Stein: Der kleine Lederbeutel mit allem drin. Hypnose mit Kindern und Jugendlichen, S. 308)

So eine ähnliche Behandlung würde ich mir als Erwachsener auch wünschen. Die Frage stellt sich aber nicht nur beim Zahnarzt, sondern auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten: Wie erklären wir den Kindern und dem Kind in uns die Welt schmackhaft, liebenswert und schön?

Kieferknacken

Ich hatte in den letzten Wochen beim Kauen und zum Teil auch beim Schlucken ein lautes Kieferknacken, verbunden damit, dass der Kiefer rechts kurz aus- und eingerastet ist. An manchen Tagen war das auch schmerzhaft, und immer sehr irritierend. Hintergründe waren wahrscheinlich: Zähneknirschen und ein versehentliches Fest-auf-die-Gabel-beißen neulich. Der Zahnarzt passte mir eine Zahnschiene an, das fand ich aber unzureichend. So fragte ich meine hypnotherapeutischen Kolleginnen und Kollegen. Die häufigste Empfehlung war, zu einem Kieferorthopäden und zu einem Ostheopathen bzw. Chiropraktiker zu gehen, was ich getan habe und was mir weitere hilfreiche Tipps beschert hat. Eine Kollegin schrieb mir:

Meine Osteopathin empfahl mir gerade am Montag etwas Originelles: Jeden Tag 5-10 Minuten einen größeren Korken (Sekt oder Champagner ….) zwischen die Zähne zu nehmen. Ab und zu muss man ihn zum Schlucken heraus nehmen. Diese Übung würde die gesamte Kieferregion UND den Nackenbereich entspannen. Mit der Zeit könne man den Korken vergrößern, irgendwann sogar quer (!!) nehmen. Ich muss zugeben, dass ich es noch nicht getestet habe – es klang jedoch sehr plausibel.

Das Vorgehen hat die Symptomatik fast vollständig aufgelöst. Noch vorhanden ist ein sehr leises Knirschen bei sehr weiter Mundöffnung, und der Umstand, dass ich mit viel Mühe und Aufwand bei weit offenem Mund noch ganz leise knacken kann, was ich sehr selten zu Prüfzwecken einmal tue – nur selten und vorsichtig, weil ich weiß, dass Knacken Knacken erzeugen kann. Und wahrscheinlich freut sich der Kiefer auch, dass ich eine Partnerin gefunden habe, die mir die Neigung zum Zähneknirschen nimmt.

Hypnotische Anästhesie

Eine kleine Geschichte zur Anästhesie mit Hypnose…

„Ich musste viel von Ihrem Zahn entfernen. Ich habe fast bis an den Nerv gebohrt“, stellte der Zahnarzt fest. „Und Sie scheinen mir sehr tapfer zu sein. Wie konnten Sie denn das alles nur aushalten ohne Spritze?“ „Ich saß an einem See an meinem Urlaubsort. Ich hörte den Wind in den Blättern rauschen, und einmal fuhr ein Auto vorbei oder ein Motorrad. Ich spürte die kühle Luft auf meiner Haut. Ich hockte in der Sonne auf einem großem, weißen Stein; aber nein – das war ja wirklich und wahrhaftig mein Zahn!“ Weiterlesen